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Beiträge mit Schlagwort ‘ALLES IST MITTE’

QUO VADIS Homo bene figuratus? (3) Verloren in der Unendlichkeit

Originaltext des geplanten Buches: QUO VADIS - Wohlstandsbürger - wohin?

Originaltext des geplanten Buches: QUO VADIS – Wohlstandsbürger – wohin?

Verloren in der Unendlichkeit

Unendlichkeit. Unendlich gross. Unendlich klein. Unendlich weit. Unendlich tief. Wir haben kaum Bilder für diesen Begriff. Als querliegende «∞» oder Lemniskate haben wir die Vorstellung eines unendlichen Ablauf-Modells von Entwicklungen, die zyklisch pulsierend an jedem Ausgangspunkt beginnen und zu jedem anderen Punkt wieder zu sich selbst führen können.

Lemniskate

Lemniskate

Die symmetrisch gespiegelten Themen bilden jeweils das Gegenteil. Die Prozesse laufen gegenläufig ab, d.h. sowohl links herum als auch rechts herum – und das gleichzeitig und sich wechselseitig bedingend und hervorbringend. Was aber hilft uns ein solches Bild im Alltag? Gibt es uns Halt und Orientierung im Zusammenleben, wo doch der eine oder andere bereits Mühe hat, sich vorzustellen, dass wir auf einer Kugel leben. Und das in einem unendlichem Raum.

Stephen W. Hawking Eine kurze Geschichte der ZeitDie Suche nach der Urkraft des UniversumsRowohlt Verlag (1988)ISBN 3-498-02884-7“Unsere Vorstellung vom Universum” – S.18

Da macht es schon mehr Sinn, wenn wir in Stephen W. Hawkings Weltbestseller*) nachlesen können, dass in einem unendlichen Universum jeder Punkt als Zentrum betrachtet werden kann, weil sich von jedem Punkt aus eine unendliche Zahl von Sternen nach jeder Seite hin erstreckt. Das hat mir den Anstoss gegeben zur Kernthese dieses Buches: «Alles ist Mitte». Wenn aber alles Mitte sein soll, dann möchte ich auch die Chance wahrnehmen, all meine mir zugeteilten Talente so auf den Punkt zu bringen, dass dieses von mir belegte Zentrum nachweisbare Einzigartigkeit besitzt. Und ich als Sternchen am Himmel in der Unendlichkeit meinen festen Platz einnehme.

Und das mit der Kugel, auf der wir leben, soll ebenfalls schnell mal korrigiert werden – und mich in eine Zeit versetzen, in der wir nahezu alle noch der festen Überzeugung waren, die Erde sei Mittelpunkt und Scheibe. Sympathisch scheint mir dabei, dass ich eine Endlichkeit vermuten darf, nämlich am Horizont dort, wo abends die Sonne untergeht oder im Meer versinkt. Und da, wo ich sie morgens aufgehen sehe, hinter den Bergen, da ist ebenfalls Ende am Gelände. Und so fühle ich mich irgendwie sicher aufgehoben auf dieser Scheibe und ich bin bereit zu glauben, dass all das der Schöpfer im Himmel da oben für mich ganz persönlich gemacht hat. Und die Menschen um mich herum dürfen wieder glauben und haben wieder Ehrfurcht vor dem, der dies alles erschaffen hat.

Und an was soll ich heute glauben? Wo doch keiner so wirklich die Kernfragen des Seins für mich beantworten kann. Was soll ich damit anfangen, wenn ich mal etwas von Schwarzen Löchern da oben gehört habe, wo sich das Sonnenlicht verkriecht und man sich nicht so ganz einig ist, ob und wann genau es jemals aus der Macht dieser schwarzen, lichtfressenden Ungeheuer wieder herauskommen wird. Und Galaxien sich bekämpfen. Und die Erde ausgedörrt wird. Und all diese Horrorszenarien. Und weil es so nun an der Zeit ist, ein etwas schickeres Modell dieser Welt zu zimmern, habe ich mich eines Bandes erinnert, das helfen könnte, die scheinbare Widersprüchlichkeit dieser Welt in einer einfachen, nachvollziehbaren Bildformel zu verstehen. Denn auch meine Bereitschaft zu glauben, bevorzugt Bilder, Gleichnisse, Symbole für all das, was sich hinter dem Vorhang abspielt. Weil Bildung anspruchsvoll macht. Bildung verlangt nach verständlichen, einprägsamen Bildern. Und so sind wir wieder am Thema des Bildes angelangt, eines Bildes, welches steht für die Unendlichkeit. Damit wir in diesem unendlichen Zeitraum wissen, was oben und wo unten ist, innen oder aussen, wer das alles irgendwie regiert und welchen Stellenwert einem Schmetterling zukommt…

Sir Penrose

Möbiusband, Penrose- & Sierpinski-Dreieck

Was die wundersame Schleife mit dem Namen Möbiusband ausmacht? Sie wurde bereits 1858 unabhängig von dem Göttinger Mathematiker und Physiker Johann Benedict Listing und dem Leipziger Mathematiker und Astronomen August Ferdinand Möbius beschrieben. Und sie stellt die modellhafte Vorstellung von der Welt, ja dem ganzen Universum, einfach auf den Kopf. Unsere Vorstellung von aussen oder innen, oben oder unten. Einfach zu basteln, ohne mathematisches Formelverständnis, versteht jeder Schulanfänger in Sekunden etwas in Frage zu stellen, was für uns Erwachsene doch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Denn ein Möbiusband ist leicht herzustellen, indem man einen längeren Streifen Papier mit beiden Enden ringförmig zusammenklebt, ein Ende aber vor dem Zusammenkleben um 180° verdreht. So versteht dieses simple Band den Absolutheitsanspruch, mit dem wir Erwachsenen in unserer Erfahrungswelt nicht selten ausgerüstet sind, schnell mal ad absurdum zu führen.

Möbius & Penrose© David McLion (links = Möbiusband – rechts = Penrose-Dreieck)

Möbius & Penrose
© David McLion (links = Möbiusband – rechts = Penrose-Dreieck)

Weil plötzlich ist etwas sowohl so, als auch anders, sowohl oben, als auch unten oder sowohl innen, als auch aussen. Himmel und Hölle verkehren sich. Die skurrilen Figuren und Illustrationen eines M.C. Escher. Wer kennt sie nicht, diese Welt des «Sowohl-als-auch»: Das Penrose-Dreieck. Es fusst auf einer ähnlichen Darstellung perspektivischer Unmöglichkeiten, optischer Täuschungen und multistabiler Wahrnehmungsphänomene. Der Widerspruch an sich. Das Paradoxon. Das was der kreative “Spinner” als Rüstzeug mitbringen muss, wenn er befähigt sein will, Dinge zu schaffen, welche die Absolutheitsgrenze überschreiten. Denn nur der Widerspruch schafft Auseinandersetzung. Zwingt zum Nachdenken und infrage stellen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass innovative Unternehmen dieses Band aktuell sogar als Logo einsetzen, siehe Google für seinen Dienst DRIVE oder das neue  “Gelbe Band”-Logo der Commerzbank.

© 2012 David McLion

© 2012 David McLion

Beim Thema Bilder und Symbole, mit denen sich die verdrehte Welt des Widerspruchs sichtbar machen lässt, möchte ich das Sierpinski-Dreieck nicht unerwähnt lassen, jedoch aus einem anderen Grund. Einheit in Vielheit, ein Universum, das aus Teilen entsteht, um aus der EINS die UNENDLICHE VIELFALT entstehen zu lassen, begreift man meiner Ansicht nach am besten in der Betrachtung des Sierpinski-Dreiecks. Unter dem Mikroskop werden wir immer wieder auf das Fraktal des Dreicks stossen und niemals auf ein wirkliches Ende. Das vermeintlich Unsichtbare – die Null – als ein Sierpinski-Fraktal?

*) Stephen W. Hawking

Eine kurze Geschichte der Zeit Die Suche nach der Urkraft des Universums Rowohlt Verlag (1988) ISBN 3-498-02884-7 “Unsere Vorstellung vom Universum” – S.18

Inhalt des Buches QUO VADIS Homo bene figuratus?