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Eigenverantwortung als erste Bürgerpflicht?

David McLion

David McLion

“Ethik fragt nach den Grundsätzen und Prinzipien für ein bestimmtes moralisches Verhalten“ schreibt Joachim Kohlhof in einem Mail an David McLion – und weiter: „Sie sucht nach der methodisch geleiteten Besinnung und Begründung auf die faktisch geltende Moral. Sie ist und bleibt nichts anderes als die Lehre von der Verantwortung und versucht auch, diese zu begründen. Deshalb „verunsichert und irritiert“ die Ethik auch und ist deshalb potentiell „gefährlich“. Ethik ist dort angesiedelt, wo menschliche Konflikte sind und sie stellt vor allem nicht nur Bestehendes infrage, sondern fragt in erster Linie, wie Werte (unternehmerische, menschliche, kulturelle), Normen, d.h. kodifizierte Prinzipien und Haltungen, d.h. menschliche Verhaltensweisen begründet werden. Sie ist somit das Ergebnis von Reflexionen über unser Dasein und unser menschliches Miteinander im Leben, in den Unternehmen und in der Wirtschaft“.

Christian Buschan bringt es weiter auf den Punkt:

„Verantwortung ist der Preis der Freiheit (auch der Preis der Freiheit der falschen oder richtigen Entscheidung!)“.

Beim Versuch, das Thema Ethik so zu bündeln, dass es „Lust auf ein faires Miteinander“ macht, geht mir die Frage durch den Kopf: Ist ethisches Verhalten so etwas, das bereits im menschlichen Urgewissen kulturübergreifend implantiert ist, sozusagen als das Unterscheiden-können zwischen Gut und Böse? Wenn ja, dann müsste es doch lediglich „angestupst“ werden.

Die Frage, ob der Mensch von Grund auf gut oder böse ist zielt in die gleiche Richtung. Dieser Beitrag wird, will und kann es nicht beantworten. Allein die Frage sucht nach Antwort, wie eine Gesellschaft kulturübergreifend ange-sprochen werden kann, damit eigeninitiativ, das heisst vom einzelnen Bürger aus, sich verantwortliches Denken und Handeln in die Welt ausbreitet. Diese erste Bürgerpflicht muss ihm bereits in die Wiege gelegt werden, als sorgsam zu pflegendes Gut eines sozialen Gewissens oder auch einer spirituellen Intelligenz, interkulturell, interreligiös: „Ich bin verantwortlich“.

Statt immer mehr Regeln, Gesetze, Vorschriften von oben nach unten – mehr Eigenverantwortung, mehr Selbstverpflichtung, mehr Selbstdisziplin. Warum? Kinder, die es im frühen Alter gelernt haben, für ihre Handlungen und das, was um sie herum geschieht, selbst Verantwortung zu übernehmen, sehen sich als Teil eines Ganzen. Ihnen wird sehr früh bewusst, dass sie durch eigenes Handeln etwas bewirken können und lernen, mit dieser Erfahrung eigenverantwortlich umzugehen. Sie schauen hin, hinterfragen kritisch, sind interessiert, motiviert und fähig, an der Qualität ihres Umfeldes mit zu arbeiten. Verantwortung entwickelt sich so nicht als Bürde sondern als besonders ausgeprägte Stärke.

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«I am responsible» als Maxime für ein soziales Miteinander in Nachhaltigkeit – unabhängig von Bildungsstandard, Religionszugehörigkeit, kultureller Herkunft und gesellschaftlichem Status – setzt empathische Fähigkeiten voraus. Denn wer sich als mitverantwortlichen Teil eines Ganzen sieht und dementsprechend funktioniert, schützt die Familie, bringt sich aktiv ein in die Gesellschaft, achtet auf die Folgen seines Denkens und Handelns, ist kooperativ, weil über reine Machtausübung keine «I am responsible – Miteinander-Verantwortbarkeit» möglich ist. «I am responsible» respektiert das DU und schafft das WIR als Konsequenz aus dem eigenen Stehvermögen heraus. Ja, es fordert gleicher-massen das «I am responsible» des DU – und wo beide miteinander sich als Teil eines Ganzen sehen, entsteht synergetische Unabhängigkeit nach dem Motto „Gemeinsam eigenständig“. Was wollen wir mehr?

© David McLion 2012

© David McLion 2012

My home is my castle

Damit Sie, lieber Leser, die Null und die Eins in ihren zentralen Funktionen beim Bau eines noch jungen Weltbildes Ihren Kindern erklären können, hier ein letztes Beispiel:

Wenn wir uns die Welt einmal als ein aus Backsteinen gemauertes Eigenheim vorstellen und einzelne Backsteine als jeweils EIN-Stein, so entspricht der Fugen-Mörtel der NULL. Die Null verbindet, gleicht Spannungen aus, trägt Sorge dafür, dass das Ganze zusammenhält. Der Mörtel als Pufferzone, als Zwischenraum im Mauergefüge. Der Mörtel als das überspachtelte, unsichtbar verbindende Element. Und da wir schon gerade beim Mauern sind, dann vergleichen wir Maueröffnungen doch gleich mal mit Fenstern und Türen. Fenster gewähren sowohl Ausblick als auch Einblick, lassen Licht und Luft herein. Man öffnet sie, um Frische rein- und Abgestandenes rauszulasssen. Und Türen? Sie empfangen sowohl Gäste, laden ein, bitten herein – und bieten gleichsam Schutz vor ungebetenen Gästen…

Inhalt des Buches QUO VADIS Homo bene figuratus?